Häufig, gerade wenn es eng wird, entscheidet der Mensch intuitiv. Dafür haben wir eine Jahrhunderte gereifte Rechtsprechung die das berücksichtigt. Was tun wir aber, wenn eine Künstliche Intelligenz (KI) in Millisekunden entscheiden kann, welches herannahende Übel das Geringere ist? Ein Beispiel:
Ein Auto fährt gerade eigenständig eine junge Familie durch die Stadt (autonom). Ein Kind läuft auf die Straße und der Bremsweg wird nicht ausreichen, ein Unfall, so berechnet die KI ist unvermeidlich. In dieser konstruierten Situation existieren drei „Lösungswege“.
- Das Auto lenkt in ein Haus. Das Auto wäre damit Schrott, die Familie im Auto in Gefahr und die Verantwortung für den dann entstandenen Schaden läge vielleicht beim Fahrer.
- Der zweite Weg ermöglicht das Lenken in die andere Richtung. Hier steht ein Senioren-Paar.
- Oder eben Richtung halten, Vollbremsung und das auf die Fahrbahn gelaufene Kind treffen.
Welchen Weg würden Sie einschlagen? Die KFZ-Versicherung hat sicherlich den geringsten Schaden, wenn das Kind zu Schaden kommt… Sie bemerken schon, unser Gefühlt sagt uns „das geht gar nicht“. Die meisten von uns würden sich wahrscheinlich im Affekt für den Materialschaden entscheiden und damit zusätzlich unsere Familie im Auto gefährden. Oder doch nicht? Egal, wir müssen es nicht auflösen. Unser Unterbewusstsein entscheidet das im Affekt.
Etwas weniger kritisch ist es glücklicherweise in der EDV. Wenn Spitzenlasten verursacht werden… wer bekommt dann die Systemleistung zugeteilt? Wenn ich nun einen Stromausfall im Krankenhaus ansprechen würde und die Akkus nicht ausreichen, wie würde das System abschalten? Wir bemerken schnell, dass wir hier über ethische Themen sprechen.
Laut einem Bericht von „Spiegel-Online“ existieren bereits einige Erkenntnisse ich fasse zusammen:
- Die meisten Testpersonen entscheiden sich eher dafür, möglichst viele Leben zu retten. Meist findet keine unterbewusste Analyse der „Lebenswertigkeit“ nach Alter oder Gesundheit statt.
- Im Schnitt werden mehr Frauen gerettet als Männer und mehr Kinder als Alte.
- Wenn es darum geht, zwischen dem Überleben von Menschen und Tieren zu wählen, entscheiden sich die allermeisten für Menschen.
- Die Mitfahrer im Auto werden nicht häufiger geschützt als Fußgänger.
KI reagiert immer entsprechend der Programmierung. Wenn sie keinen passenden Lösungspfad hat, tut sie … NICHTS, sie bremst auch nicht, sie tut NICHTS. Somit entsteht die Notwendigkeit, all diese Fragen einmalig aufzulösen. Die deutsche Ethik-Kommission sieht das jedoch problematisch. In ihrem Bericht „Autonomes und vernetztes Fahren“ von 2017 heißt es: „Bei unausweichlichen Unfallsituationen ist jede Qualifizierung nach persönlichen Merkmalen (Alter, Geschlecht, körperliche oder geistige Konstitution) strikt untersagt.“
Eine Lösung steht noch aus. Vielleicht fürs Erste: lieber selbst und lieber besonders vorsichtig Auto fahren…
Quellen:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/unfaelle-mit-selbstfahrenden-autos-wer-soll-leben-wer-soll-sterben-a-1234901.html
https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Publikationen/DG/bericht-der-ethik-kommission.html?nn=12830